Flucht einst und jetzt - Historische Blickwinkel auf Fluchtbewegungen von und nach Europa.
Dieser gemeinsame Programmschwerpunkt der Freien Radios in Österreich am Nationalfeiertag beleuchtet 10 Stunden lang Fluchtbewegungen aus und nach Europa, aber auch innerhalb Europas - einst und jetzt.
Denn Fluchtgeschichten sind auch Teil unserer Geschichte(n).
Das Programm im Detail:
Drei Interviews mit ExpertInnen unterschiedlicher Fachbereiche:
1. Flucht und Migration nach der Auflösung des
K&K-Vielvölkerstaats und die Auswirkung auf verschiedene
Sprachgruppierungen bzw. Ethnien. 2. Stellenwert und
(historischer) Zusammenhang von Sprache und Flucht &
Vertreibung. 3. Erinnerungskulturen – eine Sammlung von Objekten
und Geschichten der Migrationsgeschichte. SendemacherInnen:
Carolin Vonbank, René Foidl, Michael Haupt.
Daniel Zipfel erzählt in „Eine Handvoll Rosinen“ von
Flüchtlingen, Schleppern und Asylbürokraten in Österreich.heute.
Der 33-jährige Wiener Daniel Zipfel ist Jurist, Asylrechtsberater
und ein begabter Erzähler. In seinem beeindruckenden Romandebüt
"Eine Handvoll Rosinen" verarbeitet er Erlebnisse und Erkenntnisse
aus seinem Berufsalltag zu einer spannenden, aufrüttelnden
Geschichte. Ein rechtschaffener Fremdenpolizist und ein
afghanischer Schlepper treffen auf einander; sie geraten in eine
dramatische Situation, die alle Beteiligten an ihre Grenzen führt.
Sendungsgestaltung: Barbara Belic
1945/1946 wurden etwa drei Mio. Sudetendeutsche aus der
Tschechoslowakei unter Androhung und Anwendung von Gewalt zum
Verlassen ihrer Heimat, in der ihre Vorfahren Jahrhunderte gelebt
hatten, gezwungen oder sind vorher geflüchtet. Ebenso erging es
Donauschwaben und Banatern im ehemaligen Jugoslawien bzw. Ungarn.
In der Sendung berichten Zeitzeuginnen von Flucht und Vertreibung
im Kindesalter, später Geborene geben Erzählungen ihrer Mütter und
Väter wieder. Frauen erinnern sich an das Zusammenleben mit damals
Vertriebenen/Geflüchteten. Der Verlust der Heimat ist auch Drama
unserer Zeit und lässt sich nicht ausblenden: Ein Blick nach
Lesbos und Worte von Asylwerbern zeugen davon. Gestaltung der
Sendung: Elfriede Wohlschlager
Der Blick zurück zeigt, dass Österreich schon immer sowohl Ein-
als auch Auswanderungsland war und dass wir für eine
zukunftsfähige Entwicklung unserer Gesellschaft ein respektvolles
Miteinander brauchen. Wir sprechen mit ExpertInnen über
Fluchtbewegungen in der Zwischenkriegszeit aufgrund ökonomischer
Zwänge, sowie über Herausforderungen für die gegenwärtige
Flüchtlingshilfe. Gestaltung der Sendung: Patrick Bohn, Susanne
Höll, Su Imhof, Karo Lehner.
Ungefähr drei Millionen „Sudetendeutsche“ wurden 1945/1946 aus
der Tschechoslowakei vertrieben. Die historischen Grundlagen des
Konflikts zwischen Deutschen und Tschechen und die Eskalation der
sogenannten „Böhmischen Frage“ versucht Christoph Lettner,
Geschäftsführer vom „Green Belt Center“ in Windhaag bei Freistadt
zu beleuchten.
In der Sendung werden verschiedene Blickwinkel auf die Flucht in
den 1990er Jahre auf Grund der Jugoslawien-Kriege eingenommen. Es
werden auch Unterschiede und Gemeinsamkeiten zur heutigen
Fluchtbewegung gezogen. Am Ende gibt es noch eine Fluchtgeschichte
vom Balkan nach Österreich aus der Zeit des zweiten Weltkriegs.
Schriftstellerin Luna Al-Mousli hat ihre Kindheit in Damaskus
verbracht. Vor 12 Jahren begann ihre Reise in ein neues Leben.
Asylkoordinator Herbert Langthaler danach im Gespräch zu den
unterschiedlichen Bedingungen für nach Österreich Geflüchtete in
den letzten 25 Jahren und Fluchtbewegungen im Laufe der Zeit. Den
Abschluss des Beitrags bildet eine aktuelle Flucht-Aufarbeitung
von Betroffenen: ein Schattentheater als Hörspiel.
Sendungsgestaltung: Maggie Haslinger-Maierhofer
In heutigen Debatten rund um Fluchtbewegungen wird oft an Österreichs Unterstützung von Flüchtlingen aus ehemals kommunistischen Ländern erinnert. Einerseits wird argumentiert, dass sich Österreich bereits unter schwierigeren Bedingungen aufnahmebereit gezeigt hat, andererseits argumentieren andere mit Rückgriff auf das gleiche Beispiel, dass die Republik wirklichen Schutzsuchenden hilft, nicht „Wirtschaftsflüchtlingen“. Zweifellos bilden die Ereignisse aus der Zeit des Eisernen Vorhangs den Gründungsmythos der 2. Republik. Ob zurecht - mit dieser Frage beschäftigt sich die Sendung von ORANGE 94.0.
Das steirische Ennstal lag immer und liegt auch jetzt noch weitab
der Metropolen und nationalen Grenzen, aber auch der umkämpften
Fronten der beiden letzten Kriege. Dennoch haben sich häufig
Menschen in dieser fernen Gebirgsregion niedergelassen, seien es
die Ausgebombten aus Wien, Linz etc. (Gespräch mit dem Autor
Martin Pollack), DPs (displaced persons) nach dem 2. WK oder die
gegenwärtig Asylsuchenden aus Vorderasien ...
Die Sendereihe vom Freien Radio Salzkammergut stellt SchriftstellerInnen vor, die ihre Sprachheimat verlassen haben. Die literarischen Miniaturen widmen sich den sprachlichen, geographischen und geschichtlichen Fluchtpunkten vertriebener und geflüchteter LiteratInnen. Bruno Schwebel floh in den 1930er Jahren vor dem Nationalsozialismus aus Österreich. Ruth Weiss verließ das nationalsozialistische Deutschland. Österreich wurde für sie nur Zwischenstation auf ihrer Flucht.
Alle Sendungen sind auch hier online nachhörbar.